04.08.14 Glück (be)greifbar machen

Bericht über ein Interview mit Ulla Werth (63) - 23 Jahre zuständig für Aus- und Weiterbildung, nun Rentnerin und Karin Orbach (64) - Grundschullehrerin, nun Rentnerin

Glück ist für jeden Menschen unterschiedlich erlebbar. Ulla Werth und Karin Orbach durften diese Erkenntnis gemeinsam mit einigen Schülern in einem Projekt begreifbar machen. Die 9. Klasse einer Hauptschule in Wichlinghausen hatte Projekttage zum Thema „Glück“. Zugleich wurden den Schülern Berufe mit sozialem Engagement vorgestellt. Die Neuntklässler engagierten sich eifrig an der Gesprächsrunde und überlegten sich geeignete Praktikumsplätze für ihr „neues“ Glücksempfinden. Gemeinsam schafften sie es, nahezu alle Schüler für das Thema zu motivieren.

Karin Orbach und Ulla Werth sind nun schon ein eingespieltes Team, wenn es um Anfragen von Schulen geht, junge Menschen vom Ehrenamt zu begeistern. Das Zentrum für gute Taten arbeitet seit einiger Zeit verstärkt mit Schulen zusammen und engagierte sich bereits in mehreren unterschiedlichen Schulformen. Karin Orbach kann sich als ehemalige Grundschullehrerin sehr gut in die Schüler hineinversetzen und Themen wie ehrenamtliche Tätigkeiten erklären. Ulla Werth ist eine tolle Ergänzung, da sie im Zuge ihrer damaligen Arbeitsstelle rund 1200 Jugendliche betreute und daher einen guten Draht zu den Schülern besitzt. Beiden bedeutet es viel, wenn ein Stück ihres Einsatzes bei den Jugendlichen hängen bleibt. Vielleicht geben diese ihre guten Erfahrungen weiter und werden damit selbst zu einem Vorbild.

Der Weg zum Zentrum war für Ulla Werth und Karin Orbach eine Möglichkeit, auf ihren beruflichen Erfahrungen aufbauend etwas Positives zu bewirken. Karin Orbach nutzte die ersten beiden Jahre ihrer Pensionszeit für viele Reisen. Doch schließlich stellte sie fest, dass diese Art des Rentnerlebens sie nicht ganz zufrieden stellte. So holte sie sich zunächst Rat bei der Servicestelle Ehrenamt und wurde von dort an das Zentrum verwiesen, dass sich gerade im Aufbau befand. Seit der Eröffnung des Ladenlokals engagiert sie sich nun regelmäßig und hilft bei der Beratung und Vermittlung von ehrenamtlich Interessierten und bei Veranstaltungen. Außerdem ist sie Mitglied einer Arbeitsgruppe, die den „Marktplatz für gute Geschäfte“ plant. Dieser hat das Ziel, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen gemeinsam an einen Tisch zu bringen und zu Tauschgeschäften ohne Geld anzuregen. Sie schätzt die Teamarbeit und den offenen Umgang miteinander im Zentrum sehr.

Auch Ulla Werth verspürte den Wunsch nach etwas Neuem im Unruhestand. Ihr fehlte die Zusammenarbeit mit jungen Menschen. Seit vier Jahren führt sie bei der Junior Uni Kurse für die ganz Kleinen durch, um schon sehr früh Interesse an naturwissenschaftlichen Themen zu entwickeln. Nach der Eröffnung des Zentrums meldete sie sich als Ehrenamtliche und ist seitdem ein fester Bestandteil des Teams. Im Ladenlokal betreut sie Anfragen der interessierten Wuppertaler, vermittelt passende Ehrenämter und unterstützt das Zentrum bei Veranstaltungen. Um die unterschiedlichen Aufgaben besser kennenzulernen und Kunden besser beraten zu können, besucht sie zudem verschiedene ehrenamtliche Einrichtungen. Im Patenprojekt Ausbildung begleitet sie junge Menschen auf dem Weg ins Berufsleben, unterstützt sie bei der Wahl des zukünftigen Berufes, hilft bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen und gibt Tipps für Bewerbungsgespräche. Dabei kann sie ihre eigenen Erfahrungen aus dem Berufsleben mit vielen konkreten Beispielen beleben.

Ulla Werth und Karin Orbach nutzen nun ihre freie Zeit, um anderen zu helfen und an Erfahrungen reicher zu werden. Beide wollen noch lange so weitermachen und möglichst viele Menschen erreichen. Dies erfüllt beide mit ihrem ganz persönlichen begreifbaren Glück.

Text: Ines Wingenbach