27.11.14 Geben und Nehmen

Bericht über ein Interview mit Christel Kalinka (71) – ehemalige Verwaltungsleiterin Hotel Kaiserhof (jetzt InterCtityHotel), heute Rentnerin

Alles einmal ausprobieren und schauen, ob es mir gefällt und gut tut, dachte sich Christel Kalinka, Mutter von 3 Töchtern und Oma von 10 Enkelkindern, als sie in den Ruhestand ging. Zunächst besuchte sie ein Seniorenstudium an der Uni Wuppertal, bis sie auch durch das Zentrum für gute Taten sehr unterschiedliche ehrenamtliche Tätigkeiten näher kennenlernte. Heute ist sie in mehreren Projekten engagiert tätig, die ihr Leben ausfüllen und verschönern.

Im EFI-1-Kurs entwickelte sie die Idee eines Bürgerfrühstücks für Senioren und setzte dies 2011 am Carnaper Platz in Räumlichkeiten der Stadt um. Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat organisiert Christel Kalinka auch heute noch diese gesellige Runde. Ab 8 Uhr deckt sie gemeinsam mit Christa Zimmermann die Tafel ein, es wird Kaffee gekocht und man wartet, bis die Teilnehmer eintreffen und die selbst mitgebrachten Lebensmittel verteilen: Brötchen, Rührei, Bärlauch aus dem Garten oder selbstgemachte Marmelade. Jeder bringt sich mit ein und teilt etwas mit anderen. Gefrühstückt wird von 10:15 Uhr bis halb zwölf und die Gespräche gehen nahtlos in eine lockere Runde mit Gesellschaftsspielen über. Am meisten freut es Christel Kalinka, dass die rund 32 Teilnehmer (manchmal mehr, manchmal weniger) untereinander teilweise auch engeren Kontakt geknüpft haben und sich auch außerhalb des Frühstücks für Unternehmungen und Treffen verabreden. Für alle ist die Routine des Bürgerfrühstücks eine angenehme Abwechslung, um bei festen Terminen zu plaudern und Freundschaften zu knüpfen. Viele helfen sich auch in privater Not, besuchen einander im Krankenhaus oder schreiben Genesungskarten, wenn ein Mitglied krank oder in der Reha ist. Nicht nur das Frühstück, sondern auch Freud und Leid werden geteilt. Diese Verlässlichkeit in der Gruppe und die Freundschaften schätzt sie sehr.

Neben dem Bürgerfrühstück war Christel Kalinka ab 2007 zwei Jahren lang beim Netzwerk „Die Brücke“ aktiv, welches sie als Gründungsmitglied mit aufgebaut hat. „Die Brücke“ beschäftigt sich mit dem Thema „Älter werden in Wuppertal“ und ist ein Treffpunkt für Seniorinnen und Senioren, um sich gegenseitig auszutauschen, gemeinsam Freizeitaktivitäten zu gestalten und um Gleichgesinnte zu finden. Zwei Bereiche, in denen Christel Kalinka früher ebenfalls ehrenamtlich tätig war: Sie hat in 2009 die Bahnhofsmission in Elberfeld mit aufgebaut und sie saß von 2009 bis 2014 im Zeittunnel in Wülfrath an der Kasse und betreute Besucher des Museums.

Stillstand und Langeweile sind für sie Fremdworte und dank ihrer vielen Aktivitäten ist sie als Rentnerin nie in ein Loch gefallen. So genießt sie es auch nebenher viel zu unternehmen, an den 55+ Tagen der Uni teilzunehmen, Gasthörerin in Vorlesungen zu sein und in der Theater AG SophiEsten am Arrenberg mitzuspielen. Das Ehrenamt macht ihr Freude, denn es ist ein Geben und Nehmen: sich gegenseitig mit Rat und Hilfe zur Seite stehen sowie sich einander in schwierigen Situationen helfen. Gerade die Freiwilligkeit, mit der sich alle aufeinander freuen, gestaltet den Zusammenhalt und ist für Christel Kalinka eine Bereicherung in ihrem Leben.

Text: Ines Wingenbach